Kann mal wieder einer das Licht anknipsen?
E
s ist 8 Uhr am Freitagmorgen. Ich sitze mit meiner „neuen Kollegin“ namens Katze im Büro. Draußen schneit es gerade dicke Flocken. Ruhe hat sich nicht nur in der Natur ausgebreitet. Auch im ganzen Haus ist es still. Die Kinder sitzen ruhig in ihrem Zimmer. Mit Kopfhörern in den Ohren starren sie auf ihre Bildschirme und ziehen sich Chemie und Mathe rein. So geht das erstmal bis 13 Uhr. Mittagspause, bevor es nach 30 Minuten nochmal in den Nachmittagsunterricht geht. Die Augen tun schon jetzt weh, die Konzentration ist „zermatscht“ und die Motivation schwindet immer mehr.
“Die Konzentration ist “zermatscht” und die Motivation schwindet schon wieder…”
Wenn wir die Woche reflektieren, so ziehe ich den Hut vor den beiden. Konzentriert und engagiert haben sie die zweite Woche „Homeschooling“ gut hinter sich gebracht. Woche 2 von wie vielen Wochen wohl? Seit ein paar Tagen wissen wir…erstmal bis zum 14.02.21. Ob es das dann wohl gewesen ist? Seit Monaten gehen die Zahlen das erste Mal hinunter. Gott sei Dank. Ist der Höhepunkt erreicht? Das weiß wohl niemand so wirklich. Auch was danach kommt, ist reine Spekulation zum jetzigen Zeitpunkt. Woche für Woche „hangeln“ wir uns weiter, geben die Hoffnung nicht auf, versuchen die Motivation hoch zu halten, versuchen all die Stolpersteine aus dem Weg zu räumen, versuchen uns Ziele zu setzen, sinnvolle Aufgaben zu finden und uns nicht unterkriegen zu lassen.
“Jetzt eine sinnvolle Aufgabe finden und sich nicht unterkriegen lassen!”
Jeder ist derzeit enorm gefordert. Nicht nur in systemrelevanten Berufen. Ich glaube, in jedem Unternehmen wird derzeit internsiv daran gearbeitet, um Arbeitsplätze zu halten, um Hoffnung und Zuversicht zu streuen. Um zu zeigen, wir sind noch da! Wir schaffen das. Gemeinsam! Dass das Ganze aber verdammt anstrengend ist und auch viel Disziplin fordert…das muss ich wohl nicht extra erwähnen. Mir geht manchmal ganz schön die Puste aus. Ich fühl mich manchmal wie eine Gasflamme, die man versucht zu zünden, aber oft ist nur ein Knacken zu hören oder die Flamme zündet erst verzögert. Manchmal muss ich mich echt am Riemen reißen. Auch strengt mich dieser Spagat mit „Homeoffice und Homeschooling“ enorm an. Nicht nur, dass man einen festgelegten Plan benötigt damit für alle das „WLAN“ reicht, nein, auch immer wieder und wieder zu signalisieren…es geht weiter und am Ende wird alles gut werden.
Ich wünsche mir meinen Alltag zurück. Freunde besuchen, essen gehen und erst nach 21 Uhr wieder heimkommen. Eigentlich Selbstverständlichkeiten. Im Augenblick jedoch „unerreichbarer Luxus“. Darum habe ich für mich heute beschlossen, mir selbst das Licht im Tunnel anzuknipsen. Meine Langlaufloipe wurde gedanklich zur Nordpolexpedition, und es war erstaunlich welche Energie plötzlich frei wurde. So schnell war ich wohl noch nie unterwegs. Daheim angekommen habe ich sofort meine Urlaubsplanung gemacht. Und ja, ich habe auch schon Ziele festgelegt. Und ich kann auch nur sagen: „Es tut verdammt gut!“ Endlich etwas, auf das man sich wieder freuen kann. Auch wenn es ja noch nicht sicher ist, aber es steht eine Aussicht im Kalender. Wie, wann und wo auch immer.
“Es tut verdammt gut, sich wieder auf etwas freuen zu können!”
Schließlich sind die Menschen in der größten Not am kreativsten und erfinderischsten und werden alles daransetzen, um ihre Zukunft zu sichern. Menschen haben einfach diese großartige Fähigkeit, auch in dunkelsten Stunden Zuversicht zu entwickeln und über sich hinauszuwachsen. Schließlich heißt es oft genug: „Die Hoffnung stirbt zuletzt!“ Ich wünsche allen „Kämpfern“ da draußen Kraft und Zuversicht. Wir schaffen das gemeinsam. Mit unseren Ideen, mit unserer Freude, mit unserer Energie und vor allem mit unserer Menschlichkeit.